KI könnte ein Wendepunkt sein, aber das Gesundheitswesen muss „äußerst vorsichtig“ sein

KI könnte ein Wendepunkt sein, aber das Gesundheitswesen muss „äußerst vorsichtig“ sein

Die Herausforderungen und Chancen von KI im Gesundheitswesen: Ein Blick auf die Implementierung und ihre Auswirkungen auf die Patientenversorgung

Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen: Chancen und Herausforderungen

In der heutigen Gesundheitslandschaft gewinnt die künstliche Intelligenz (KI) zunehmend an Bedeutung. Bei einer kürzlich stattgefundenen Podiumsdiskussion während der HLTH-Konferenz in Las Vegas wurde die Potenzial von KI zur Optimierung der Patientenversorgung und zur Entlastung von Fachkräften im Gesundheitswesen hervorgehoben. Dennoch zeigte ein Vorfall bei der Universität von Illinois Hospital und Health Sciences System, dass der Einsatz von KI auch Risiken birgt.

Die Risiken der KI-Implementierung

Karl Kochendorfer, Chief Health Information Officer, berichtete von einem Vorfall, bei dem ein Patient den Namen eines Medikaments falsch schrieb. Das KI-gestützte Tool, welches Antworten auf Nachrichten entwirft, gab daraufhin Nebenwirkungen für ein Medikament an, das der Patient nicht einnahm. Glücklicherweise konnte schnell eine Korrektur vorgenommen werden, doch dieser Vorfall verdeutlicht, wie kritisch die Installation von KI-Systemen im Gesundheitswesen sein kann.

„Es hätte das Pilotprojekt fast zum Scheitern gebracht. Und das Ganze geschah am ersten Tag“, erinnerte sich Kochendorfer. Diese Erfahrungen verdeutlichen die Notwendigkeit einer vorsichtigen Implementierung und der Überprüfung von KI-Tools, um die Patientensicherheit zu gewährleisten.

Der Mangel an Gesundheitsfachkräften

Die Gesundheitsbranche sieht sich mit akuten Herausforderungen konfrontiert, darunter ein erheblicher Mangel an Fachkräften. Laut einem Bericht des Beratungsunternehmens Mercer wird erwartet, dass bis 2028 mehr als 100.000 kritische Gesundheitsmitarbeiter fehlen. Hier könnte KI helfen, die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen. Daniel Yang, Vizepräsident für KI und neue Technologien bei Kaiser Permanente, erklärte, dass KI oft als Unterstützung für Kliniker dienen kann, um ihre Arbeitsabläufe zu optimieren.

„Es handelt sich nicht nur um KI, sondern um das, was das Gesundheitswesen im Allgemeinen belastet,“ erklärte Yang. KI könnte das medizinische Personal entlasten, indem sie administrative Aufgaben automatisiert und so mehr Zeit für die Patientenversorgung schafft.

Verbesserte Patientenversorgung und weniger Burnout

Ein vielversprechendes Beispiel für den Einsatz von KI ist ein Algorithmus, der jährlich 500 Leben rettet, indem er Patienten mit einem Risiko für klinische Verschlechterung identifiziert. Ein Vaskularchirurg, Christopher Wixon, äußerte sich positiv über die Veränderungen, die KI in seinen Arbeitsalltag gebracht hat. „Es ist besser für mich, weil es Zeit spart. Aber am Ende des Tages ist es besser für den Patienten, weil er sich gehört fühlt. Es war wirklich eine transformative Erfahrung für mich.“

Die Reduzierung administrativer Belastungen durch KI-gestützte Dokumentation könnte auch zur Verringerung der Burnout-Raten unter medizinischen Fachkräften beitragen. Viele Ärzte berichten, dass sie Stunden mit der Pflege elektronischer Gesundheitsakten verbringen, oft zu Lasten der Patientenzufriedenheit.

Prioritäten im Umgang mit KI

Experten betonen, dass der Fokus beim Einsatz von KI-Tools im Gesundheitswesen vorerst auf administrativen Aufgaben liegen sollte. Die Möglichkeit, alltägliche, sich wiederholende Prozesse durch automatisierte Systeme zu optimieren, könnte eine einfachere und risikoärmere Einstiegsmöglichkeit darstellen. „Wir werden uns weiterhin auf die weniger aufregenden Aufgaben der Back-Office-Automatisierung konzentrieren, die die Arbeitsbelastung tatsächlich verringern,“ erklärte Payal Agrawal Divakaran, Partnerin bei .406 Ventures.

Der Trend zur Investition in administrative KI-Produkte wächst, da diese oft geringeren regulativen Hürden unterliegen und schneller implementiert werden können. Dies könnte dazu führen, dass medizinisches Personal mehr Zeit für wertschöpfende Tätigkeiten gewinnt.

Implementierung und Sicherheitsbedenken

Die Implementierung von KI im Gesundheitswesen muss jedoch sorgfältig durchdacht werden. Gesundheitssysteme stehen vor mehreren Herausforderungen, darunter die Überzeugung der Fachkräfte, die Genehmigung relevanter Pilotprojekte und die Implementierung von Governance-Richtlinien. Darüber hinaus müssen Sicherheitsüberlegungen hinsichtlich Datenschutz und Datenspeicherung priorisiert werden.

Melanie Fontes Rainer, Direktorin des HHS-Büros für Bürgerrechte, betonte, dass die Einhaltung von Sicherheitsprotokollen und der verantwortungsvolle Umgang mit Patientendaten entscheidend für den Erfolg von KI-Lösungen sind.

Fazit

Die Integration von KI in das Gesundheitswesen bietet sowohl große Chancen als auch komplexe Herausforderungen. Während KI das Potenzial hat, die Patientenversorgung zu verbessern und den Druck auf Fachkräfte zu reduzieren, muss ihr Einsatz gut durchdacht und systematisch geprüft werden. Nur so kann das volle Potenzial ausgeschöpft werden, ohne die Patientensicherheit und die Bedürfnisse medizinischer Fachkräfte zu gefährden. Die Zukunft des Gesundheitswesens könnte ohne Zweifel durch KI geprägt werden, aber ihre Einführung muss mit Bedacht erfolgen.