Die Welt braucht ein ‘Premortem’ zu generativer KI und ihrem Einsatz in der Bildung.

Die Welt braucht ein ‘Premortem’ zu generativer KI und ihrem Einsatz in der Bildung.

Die Doppelte Klinge der Technologie: Herausforderungen und Chancen der KI in der Bildung

Die duale Natur der Technologie im Bildungsbereich: Eine Zeit der Reflexion über KI

Im Jahr 2007 stellte Steve Jobs das iPhone vor – ein revolutionäres Gerät, das nicht nur die Welt der Technologie, sondern auch die der Bildung grundlegend veränderte. Dieses handliche Computergerät bot Schülern einen beispiellosen Zugang zu Informationen über den Safari-Browser und machte multimediales Lernen, insbesondere für Menschen mit Behinderungen, zugänglicher. Das iPhone war zudem eine günstigere Alternative zu Laptops und trug dazu bei, Bildungsmöglichkeiten für viele zu demokratisieren – und das sogar noch vor dem Aufkommen der Android-Alternativen.

Trotz anfänglicher Bedenken seitens von Lehrern und Eltern, die über die möglichen Ablenkungen diskutierten, überwogen die Vorzüge dieser tragbaren Multifunktionsgeräte schnell. Doch im Laufe der Zeit begannen sich die anfänglichen Euphorien zu legen, und problematische Auswirkungen wurden zunehmend sichtbar. Schüler, Lehrer und Eltern litten unter einer Abhängigkeit von digitalen Ablenkungen, was zu negativen Konsequenzen wie einer Abnahme des Wohlbefindens, einem Anstieg von Depressionen, Ängsten und sogar suizidalen Gedanken führte. Lehrer hatten Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit der Schüler zu gewinnen, die oft von ihren Smartphones abgelenkt waren. Heute ist die vorherrschende Diskussion nicht mehr über die Vorteile, sondern über die Gefahren der Handynutzung.

Der doppelte Boden der Technologie

Diese warnende Geschichte ist uns nur zu vertraut. Sie spiegelt ein breiteres Thema in der technologischen Entwicklung wider: Jede Neuerung – von Fernsehen bis soziale Medien – bringt sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich. Wie Melvin Kranzberg, ein Technologiehistoriker, bemerkte: „Technologie ist weder gut noch schlecht; sie ist auch nicht neutral.“ Während einige dieser Effekte vorhersehbar sind, benötigen andere Jahre, um sich zu manifestieren.

Die Lehren aus der Vergangenheit zeigen, dass wir mit Bedacht über die Technologie sprechen und mögliche negative Auswirkungen antizipieren und angehen müssen, insbesondere wenn wir neue Werkzeuge in der Bildung einführen.

Eine globale Initiative zu KI in der Bildung

Um nicht fünf bis zehn Jahre auf die negativen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) zu warten, hat das Center for Universal Education (CUE) eine zweijährige Initiative gestartet, um eine „Premortem“-Analyse zur generativen KI im globalen Bildungsbereich durchzuführen. Diese proaktive Herangehensweise zielt darauf ab, mögliche negative Auswirkungen zu identifizieren, Gegenmaßnahmen zu erforschen und Strategien zu entwickeln, wie KI Lehrern und Schülern helfen kann, die dringendsten Bildungsprobleme anzugehen.

Zentrale Fragen dieser Initiative sind:

  1. Welche potenziellen Risiken bringt generative KI für die Bildung und Entwicklung von Kindern in der frühen Kindheit bis zur Sekundarstufe mit sich?
  2. Wie können wir heute anders handeln, um die Chancen, die KI für das Lernen und die Entwicklung von Kindern bietet, zu nutzen?

KI ist nicht neu. Seit Jahren nutzen intelligente Tutorensysteme KI-Elemente, um Schülern personalisiertes Feedback und Anleitungen zu geben. Die Veröffentlichung einer kostenlosen Version von ChatGPT im November 2022 revolutionierte unser Verständnis von KI. Doch die rasante Entwicklung der generativen KI überholt vielfach Diskussionen, Richtlinien und regulatorische Rahmenbedingungen hinsichtlich ihrer Rolle in der Bildung.

Lehrer als wesentliche Akteure im KI-Diskurs

Eine der wichtigsten Herausforderungen für die Bildungsgemeinschaft besteht darin, sicherzustellen, dass Lehrer und Pädagogen aktiv am Dialog über den Einsatz von KI in der Bildung teilnehmen. „Das Feuer brennt an den Füßen der Lehrer; ihre Lehrumgebung verändert sich, und sie werden ohne Unterstützung ins kalte Wasser geworfen“, sagt Armand Doucet, Senior Advisor für künstliche Intelligenz im Bildungsbereich der Regierung von New Brunswick, Kanada. „Die Unterstützung, die sie benötigen, geht weit über Schulungen zur Nutzung bestimmter Tools hinaus.“

Ein zentrales Thema der Task Force ist die Gefahr, geistige Arbeit an KI zu delegieren. Die zunehmende Automatisierung von Lehreraufgaben wie Lehrplanplanung und Notenvergabe könnte die Arbeitsbelastung der Lehrer reduzieren, gleichzeitig aber auch tiefere Einblicke in die individuellen Bedürfnissen der Schüler gefährden. Hier gilt es einen Balanceakt zu finden zwischen den Vorteilen der KI und den Notwendigkeiten der menschlichen Intervention.

Eine positive Vision der Mensch-KI-Zusammenarbeit

Durch offenen Dialog, Reflexion und kritische Analyse können wir hoffentlich zukünftige Herausfordungen antizipieren und ethische Rahmenbedingungen zur Integration von KI in die Bildung entwickeln. Es ist unser Ziel, die Vorteile von KI zu nutzen und gleichzeitig Risiken zu mindern, damit Technologie das Lehren und Lernen bereichert, anstatt es zu schädigen. Obwohl wir die Auswirkungen dieser sich schnell entwickelnden Technologie nicht vollständig vorhersagen können, werden wir durch gemeinschaftliche Reflexion informierter und besser auf mögliche negative Folgen vorbereitet.

Fazit

Wir laden Sie ein, Ihre Gedanken und Einsichten zu teilen, während wir diese Reise antreten. Durch eine gemeinsame Auseinandersetzung können wir eine positive und gerechte Zukunft der Bildung gestalten, die sowohl Mensch als auch KI berücksichtigt. Wenn Sie Ihre Meinungen mit uns teilen möchten, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.


Haben Sie Fragen oder Anmerkungen? Schreiben Sie uns! Wir freuen uns auf den Dialog über die Integration von KI in der Bildung.