Umgebungsabhören im Gesundheitswesen: Diktat, Dokumentation und KI

Umgebungsabhören im Gesundheitswesen: Diktat, Dokumentation und KI

Im Großen und Ganzen sehen klinische Anwender – darunter Ärzte, Krankenschwestern, Arzthelfer, Assistenzärzte und Medizinstudenten – die Ambient Listening-Technologie positiv. Eine im Februar im New England Journal of Medicine Catalyst veröffentlichte Studie der Permanente Medical Groups ergab eine überwiegend positive Reaktion auf den Einsatz einer unbenannten Ambient AI-Schreibhilfe nach einem zweimonatigen Test an 21 Standorten in Nordkalifornien. Ärzte verbrachten weniger Zeit mit Notizen, sowohl im Büro als auch nach Feierabend, und berichteten subjektiv, während der Termine besser auf Patienten hören zu können. Etwa 28% der Ärzte aktivierten die KI-Schreibhilfe in mehr als 100 Patientenkontakten; ein Arzt nutzte sie in 1.210 Fällen.

Die Ergebnisse eines ähnlichen (obwohl kleineren) Pilotprojekts an der Stanford University Medicine zeichnen ein ähnliches Bild. Zwei Drittel der 48 ärztlichen Nutzer gaben an, dass Ambient Listening Zeit spare, 78% sagten, dass es die Aufzeichnung von Notizen beschleunige, und 96% sagten, dass es einfach zu bedienen sei. Angesichts dieser Ergebnisse plant das Gesundheitssystem die Einführung der Anwendung – in diesem Fall Dragon Ambient eXperience (DAX) Copilot von Microsoft Nuance – für alle Anbieter.

Die Hauptbarrieren für die Einführung von Ambient Listening, wie die Schritte zum Einstieg und die Schwierigkeiten beim Zugriff auf das Tool, waren nach der NEJM Catalyst-Studie typisch für jede neue Technologie im Gesundheitswesen. Die Integration von elektronischen Gesundheitsakten ist laut den Autoren die Hauptlösung für diese Probleme, um Hindernisse beim Zugriff und der Verwendung zu beseitigen und die Dokumentation nahtlos in bestehende Arbeitsabläufe zu integrieren.

Die Integration von Ambient Listening mit klinischen Systemen jenseits der EHR verdeutlicht das Potenzial der Technologie. Ein Beispiel ist die Möglichkeit, Warnmeldungen von Sensoren und anderen Überwachungsgeräten in Patientenzimmern zu hören und Kontext zu liefern, damit Ärzte informiertere Entscheidungen treffen können. Ein weiteres ist das Potenzial, klinische Daten nach Frühwarnzeichen einer Krankheit zu durchsuchen, insbesondere bei seltenen Erkrankungen, die oft schwer zu diagnostizieren sind. Die Zukunft des Ambient Listening geht laut Microsofts Harper weit über die reine Notizenerstellung und Automatisierung administrativer Aufgaben hinaus, um “intelligente Informationen bereitzustellen, die es den Behandlern ermöglichen, bessere Entscheidungen zu treffen, und ihnen zu helfen, eine personalisierte Patientenversorgung zu unterstützen”.